Impulse zum Tag der Milch
"Wir sind eine Milchregion"

Kuh frist Gras auf Weide

© Birgit Gleixner, Lfl

Zum Weltmilchtag am 1. Juni 2022 hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein (AELF) darauf hingewiesen, wie wichtig Milch und Milchprodukte für die Welternährung und für die Landschaftspflege sind.

Gerade in unserer Voralpenregion ist die Milchproduktion mit Abstand der wichtigste landwirtschaftliche Wirtschaftszweig. Knapp 2.500 Betrieben oder etwa zwei Drittel der Bauernhöfe in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein leben von der Rinderhaltung, mehr als 1.600 davon halten Milchkühe.

Mit den Molkereien "Berchtesgadener Land" in Piding und "Bergader" am Waginger See sind zwei bedeutende regionale Milchverarbeitungsstätten in unsrem Gebiet heimisch. "Wir sind eine Milchregion, weil wir ideale Standortbedingungen für Grünland haben", stellte Behördenleiter Alfons Leitenbacher, klar. "Rund 60 Prozent unserer landwirtschaftlichen Nutzfläche sind Wiesen und Weiden, die nur von Rindern und anderen Wiederkäuern genutzt und dadurch gepflegt werden – ganz zu schweigen von den 225 Almen in der Region, die ohne Beweidung schlicht zuwachsen würden."

Daher sei es irreführend, wenn von der Kuh als Klimakiller die Rede und dadurch der Verbraucher beim Verzehr von Milchprodukten verunsichert sei.
CO2-Ausstoß
Weltweit sind rund zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche offenes Grasland. Dieses Grünland kann nur durch Rinder effizient für die Produktion von Nahrungsmitteln genutzt werden, denn wir Menschen können Gras nicht verwerten. Würde man das große Potential der Nahrungsproduktion durch Rinder oder andere Rauhfutterfresser nicht nutzen, müsste man weltweit 70 % Dauergrünland zu Acker umbrechen.

Dadurch ginge aber der hohe Humusgehalt von Grünland verloren und eine gewaltige Menge an CO2 würde in die Atmosphäre gelangen. Denn in weltweiten Grasflächen ist mehr CO2 gespeichert als in allen Wäldern und Ackerflächen der Erde zusammen!

Außerdem besteht das Grünland aus einer Mischung verschiedenster Pflanzen, die das ganze Jahr über den Boden bedecken. Abgesehen von dem Lebensraum, der so vielen Tieren geboten wird, hat das Dauergrünland die geringste Nährstoffauswaschung aller Nutzungsarten. Weidetiere und ihre Kuhfladen bieten einer Vielzahl an Insekten überlebenswichtige Nährstoffe.

Dank einer einzigartigen Anpassung des Menschen an sein Leben mit der Kuh, hat sich eine Mutation durchgesetzt, die den meisten von uns ermöglicht, auch im Erwachsenenalter Kuhmilch verdauen zu können. Das ist schon vor vermutlich 8.000 Jahren passiert, ganz ohne Gentechnik. Die Kuh hat dadurch die Entwicklung der Zivilisation sehr stark gefördert und ermöglicht es eben auch heute noch Grünlandflächen für die Nahrungsproduktion zu nutzen.

Wasserverbrauch
Grundsätzlich muss man die Lebensmittelproduktion heute mehr denn je unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten betrachten. Es ist richtig, dass die Produktion von 1 kg Kuhmilch etwa 1.000 Liter Wasser braucht. Das klingt nach viel und das ist es auch. Doch wir leben zum Glück in einer von Niederschlägen reich gesegneten Gegend.

Die gleiche Menge Mandelmilch, hergestellt in den trockenen Gebieten von Kalifornien verbraucht im Vergleich mehr als das doppelte an Wasser. Laut Umweltbundesamt ist ein hoher Wasserfußabdruck in regenreichen Regionen unproblematischer als ein hoher Wasserfußabdruck in wasserarmen Gebieten. In den sehr trockenen Anbaugebieten in Kalifornien müssen die Mandelplantagen intensiv bewässert werden. Das verbrauchte Wasser steht dabei in Konkurrenz zu dem Verbrauch für Trinkwasser, Gewerbe und Industrie. Bei uns liegt das Wasser durch die hohen Niederschläge natürlicherweise vor. Insofern ist eine differenzierte regionale Betrachtung sinnvoll.

Methanausstoß

Oft wird im Zusammenhang mit Kühen auch der Methanausstoß erwähnt, der bei der Verdauung der Tiere erzeugt wird. Und ja, Methan ist tatsächlich deutlich klimaschädlicher als CO2. Jedoch wird Methan in 20 bis 30 Jahren komplett abgebaut, wofür CO2 dagegen ca. 2.000 Jahre braucht.

Bei gleichbleibender Rinderzahl wie aktuell wird der von den Kühen stammende Methangehalt der Luft in den kommenden 30 Jahren kontinuierlich sinken. Denn die heutige Menge an Methan in der Atmosphäre ist noch von der Rinderhaltung in den 1980er Jahren beeinflusst. Denn damals gab es in Bayern mehr als 60 % mehr Rinder als heute!

Die Zahl an Kühen in Bayern nimmt stetig ab und liegt schon jetzt um 200.000 Stück niedriger als im Jahr 1873. Trotzdem erzeugen die heutigen Kühe aufgrund Züchtung und optimierter Fütterung sehr viel mehr Milch als es früher der Fall war. Bei der bei uns dominierende Rasse, dem bayerischen Fleckvieh, das ein ausgewogenes Verhältnis von Milch- und Fleischproduktion aufweist, sind das bei mäßiger Zufütterung von Kraftfutter durchschnittlich etwa 8000 kg pro Kuh.
Fazit
Die Milcherzeugung in unserer Region stellt eine vernünftige Nutzung der Ressourcen dar und bietet eine riesige Auswahl hochwertiger und regional erzeugter Milch- und Rindfleischprodukte. Ziel muss es auch aus ökologischer Sicht sein, noch unabhängiger von zugekauften Futtermitteln zu werden. Hier ist jedoch die knappe Fläche der begrenzende Faktor. Ein Anteil von gut 14 Prozent wird in der Region derzeit schon nach den Grundsätzen des ökologischen Landbaus erzeugt. Viele konventionell wirtschaftende Bauern und Bäuerinnen würden zudem ihre Produktion umstellen, wenn die Verbraucher mehr Biomilchprodukte kaufen würden.