Erhalt unserer Almen nicht selbstverständlich
Bergidyll in Gefahr

Zwei Pinzgauer Kühe stehen auf einer Almwiese.

Die Almwirtschaft leistet einen großen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft, zum Naturschutz und zur Biodiversität. Doch die Almflächen bleiben nur Dank der Mühe und aufwändigen Pflege der Almbauern erhalten.

„Die Bergweiden gehören zu den artenreichsten Flächen in unserem Land, denn sie bieten vielen Pflanzen und Tieren einen wertvollen Lebensraum. Das alles haben wir unseren Almbauern zu verdanken, die sich mit viel Mühe liebevoll um die Pflege und den Erhalt dieser einzigartigen Kulturlandschaft kümmern“, so Behördenleiter Alfons Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Traunstein.

Darüber hinaus lädt die einzigartige Bergwelt mit ihren beweideten Almen zum Wandern und Erholen ein. Die Berglandwirtschaft ist daher auch für den wirtschaftlich wichtigen Tourismus im Alpenraum unverzichtbar. Leitenbacher: „Doch der Erhalt unserer 225 Almen in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein mit einer Fläche von rund 3.800 Hektar ist keineswegs selbstverständlich. Die Almbauern stehen durch den Klimawandel, sinkende Viehzahlen und die Angst vor Übergriffe durch Wölfe vor großen Herausforderungen. Sie brauchen deshalb unsere Solidarität und Unterstützung.“
Schwierigkeiten der Almwirtschaft
Die infolge des Klimawandels früher einsetzende und länger anhaltende Vegetationsperiode verlangt ein angepasstes Weidemanagement mit früherem Auftriebszeitpunkt und standortangepasster Weideführung. Hinzu kommt, dass der gestiegene Aufwuchs oft mit dem eigenen Vieh nicht mehr ausreichend abgeweidet werden kann. Dadurch kommt es tendenziell immer häufiger zum Verlust von Blühpflanzen, zu Verbrachung und Aufkommen von Bäumen und Sträuchern. Infolge des allgemeinen Rückgangs der Viehzahlen und der Weidehaltung wird es auch immer schwieriger, weidegewohnte Rinder von Fremdbetrieben für die Almen zu bekommen. .
Dabei ist die Weidehaltung in Sachen Tierwohl optimal. „Unseren Tieren auf den Almen geht es wirklich gut, denn sie können den ganzen Sommer über auf saftigen Bergwiesen die große Vielfalt an Gräsern und Kräutern grasen und bekommen dadurch auch eine robuste körperliche Konstitution. Das ist genau die Tierhaltung, die sich die Gesellschaft wünscht,“, so Behördenleiter Leitenbacher. „Deshalb forcieren wir die Beratung zur Weidehaltung und insbesondere zum angepassten Almweide-Management sowie zum Herdenschutz.“ Denn die immer häufiger werdenden Übergriffe von Wölfen auf das Weidevieh stellten den Fortbestand der Almen zunehmend in Frage, so Alfons Leitenbacher.
Denn Schaf- oder Rinderherden seien speziell in dem schwierigen Almgelände nur sehr schwer wirksam zu schützen, insbesondere wenn es zur Bildung von Wolfsrudeln wie in Norddeutschland kommen sollte. Die Sorge um die Unversehrtheit ihres Viehs könnte manch einen Almbauern dazu bringen, die beschwerliche Almbewirtschaftung aufzugeben, fürchtet der Amtschef. Daher seien praktikable Lösungen auch für den Umgang mit dem Wolf für den Fortbestand unserer Almen existentiell.
Bayern unterstützt Bergbauern durch eigenes Bergbauernprogramm
Dass der Freistaat seine Berglandwirtschaft erhalten möchte, zeigt die hohe Summe von rund 26 Millionen Euro Fördermittel, die allein im vergangenen Jahr ausschließlich für die Alm- und Alpwirtschaft bereitgestellt wurde. Neben den Direktzahlungen und der Ausgleichszulage unterstützt Bayern die Bergbauern auch durch ein eigenes Bergbauernprogramm, das Kulturlandschaftsprogramm und die Versorgung von nicht erschlossenen Almen oder die Bergung von verletzten Tieren durch den Einsatz von Hubschraubern.
Diese konsequente Unterstützung hat auch dazu beigetragen, dass die Anzahl der 1.447 Almen und Alpen in Bayern mit etwa 37.200 Hektar seit Jahren stabil ist. Dort verbringen rund 53.000 Rinder, 900 Pferde, 500 Schweine sowie 4.500 Schafe und Ziegen den Sommer. In unserer Region sind es rund 5.500 Tiere, überwiegend Jungrinder.
Beratung am AELF Traunstein
Das AELF Traunstein unterstützt die Bergbauernbetriebe regional in der Beratung durch den Almfachberater Alfons Osenstätter, der neben einer persönlichen Beratung auch interessante Praxistage zu verschiedenen Themen anbietet. Außerdem erfreut sich die Akademie für Land- und Almwirtschaft Südostbayern (SOLA) in Traunstein an großer Beliebtheit. Ansprechpartnerin für die SOLA ist Martina Heilmann-Huber.
Außerdem kann jeder Verbraucher die Berglandwirtschaft aktiv unterstützen, wenn er auf einer Alm einkehrt oder den selbst hergestellten Käse oder andere Eigenprodukte direkt auf der Alm oder im Hofladen einkauft. Allerdings sollte jeder Almbesucher auch wichtige Grundregeln beachten, um den Almbauern das Leben nicht schwerer zu machen, als es ohnehin ist (s. Aufzählung).

Verhaltensregeln auf der Alm

  • Begegnen Sie den hier arbeitenden Menschen, der Natur und den Tieren mit Respekt!
  • Verlassen Sie die Wanderwege auf Almen und Weiden nicht!
  • Verhalten Sie sich ruhig, erschrecken Sie das Weidevieh nicht!
  • Vermeiden Sie Kontakt zum Weidevieh, Tiere nicht füttern, sicheren Abstand halten!
  • Wenn Weidevieh den Weg versperrt, mit möglichst großem Abstand umgehen!
  • Trennen Sie nicht einzelne Tiere von der Herde.
  • Führen Sie Hunde an der kurzen Leine! Bei Gefahr oder Angriffen: sofort ableinen!
  • Lassen Sie geschützte Pflanzen stehen!
  • Lassen Sie keinen Müll zurück!