Die natürlichen Waldgesellschaften

Natürliche Waldgesellschaft

Der ursprüngliche Wald in Bayern

Wie es ursprünglich mal war in Traunstein und Berchtesgadener Land

Wild, rau, undurchdringlich, reich an Formen und Strukturen. So in etwa kann man sich den ursprünglichen Wald in Bayern – den Urwald - vorstellen. Je nach Höhenlage, Hangrichtung, Klima, Bodenaufbau und Konkurrenzstärke zwischen den verschiedenen Baumarten würden sich ohne menschliche Lenkung unterschiedliche Waldtypen entwickelt. Der Fachmann spricht von der „natürlichen Waldgesellschaft“. Wir stellen ihnen unsere wichtigsten natürlichen Waldgesellschaften vor.

Ab Trostberg Richtung Norden
Der Buchenwald

Der Buchenwald

© RainerSturm_pixelo.de

Die Buche hat eine sehr effektive Baumkrone. In der Jugend reicht ihr wenig Licht, um lange im Schatten alter Bäume ausharren zu können. Sie wartet bis sich eines Tages ein Lichtschacht öffnet, in den Sie wachsen kann. Angekommen am Licht bilden Buchen eine weit ausladende Krone. Baumarten mit höheren Ansprüchen an das Licht werden bei guten klimatischen Wachstumsbedingungen für die Buche verdrängt und sind im Buchenwald nur eine Begleiterscheinung. Optimales Klima für die Buche herrscht im Amtsbereich in Gebieten unter 1000 mm Jahresniederschlag.

Auf nährstoffarmen Böden ist vereinzelt die Eiche beigemischt. Bei besseren Böden finden sich vereinzelt Tanne und die Edellaubbaumarten wie Bergahorn, Esche oder Ulme im Buchenwald. Fichten kommen hier von Natur aus selten vor.

Südlich von Trostberg bis zur Autobahn A8
Der Tannen-Buchen-Wald

Der Tannen-Buchen-Wald

Mischwälder in Alpennähe

Mit zunehmender Alpennähe steigt der Jahresniederschlag um ein Drittel, von 1000 mm pro Jahr in Trostberg auf 1500 mm pro Jahr in Siegsdorf. Gleichzeitig sinkt die Jahresdurchschnittstemperatur um ein Grad Celsius von 8,5 Grad auf 7,5 Grad. Die Tanne fühlt sich in diesem Klima pudelwohl. Die Konkurrenzkraft gegenüber der ansonsten alles dominierenden Buche steigt. In diesem Klimabereich würden sich ohne menschliche Eingriffe artenreiche Tannen-Buchen-Mischwälder ausformen.

Zwischen 800 und 1.400 Meter
Der Bergmischwald

Der Bergmischwald

Standortmosaike

Südlich der Autobahn A8 erheben sich die Alpen. Folge ist ein oft kleinräumiger Wechsel wichtiger Einflussfaktoren auf die natürliche Waldgesellschaft. Auf relativ kleiner Fläche ändern sich Geologie, Temperatur, Niederschlag, Hangneigung und Hangausrichtung. Mit zunehmender Höhenlage sinkt die Jahresdurchschnittstemperatur und die Niederschlagsmengen steigen. Dieses Standortsmosaik führt zu ständigen Änderungen der Baumartenzusammensetzung. Zwischen 800 und 1400 Metern gibt es jedoch eine Konstante: Den Dreiklang aus Fichte-Tanne-Buche. Je nach dem, auf welchem Standortmosaik man sich gerade befindet, überwiegt die Fichte, die Tanne oder die Buche bzw. mischen sich weitere Baumarten dazu. So wächst die Kiefer oder die Mehlbeere in unserem Naturraum gerne auf flachgründigen Kalkstandorten oder das Edellaubholz in feuchten, nährstoffreichen Lagen.

Zwischen 1.400 und 1.700 Meter
Der Fichtenwald

Der Fichtenwald

Von Menschen begründete Fichtenforste

Bei den heute weit verbreiteten Fichtenwäldern handelt es sich überwiegend um vom Menschen begründete Fichtenforste. Reine Fichtenwälder haben von Natur aus eher ein Nischendasein und wachsen in einem schmalen Waldgürtel zwischen 1400 und 1700 Metern. Ab 1400 Meter wird zunächst für die Buche und wenig höher auch für die Tanne die Vegetationszeit zu kurz. Vom „Dreiklang“ im Bergmischwald bleibt nur die Fichte übrig. Vereinzelt sind noch Vogelbeere, Bergahorn oder Lärche mit vertreten.
Natürliche Fichtenwälder kommen im Landkreis Traunstein nur inselartig in den höchsten Lagen der Chiemgauer Alpen vor. Im Berchtesgadener Land findet man natürliche Fichtenwälder z.B. am Untersberg, im Lattengebirge, auf der Reiter Alpe und im Nationalpark Berchtesgaden.
Oberhalb des Fichtenwaldgürtels wachsen von Natur aus Krummholzgebüsche aus Latsche oder Grünerle. In strahlungsreichen, sommerwarmen Lagen der Berchtesgadener Alpen gibt es noch Vorkommen von Lärchen-und Zirbenwälder. Diese liegen überwiegend im Nationalpark Berchtesgaden

Braucht periodische Überflutungen
Der Auwald

Der Auwald

Ahorn-Eschenwald

Während bei den zuvor beschriebenen natürlichen Waldgesellschaften oftmals das Klima eine entscheidende Rolle gespielt hat, geben im Auwald zwei Faktoren den Ton an: der Grundwasserstand sowie die Häufigkeit und Dauer von Überflutungen.

In den Alpen und im Alpenvorland war ursprünglich der Grauerlenauwald der typische Auwald, je nach Klimatönung mit Beimischung unterschiedlicher Weidenarten. Durch die Regulierung der Flüsse haben sich jedoch auf großer Fläche die Standorte in den Auwäldern verändert. Überflutungen sind selten oder bleiben ganz aus. Der Grundwasserstand hat sich teils gesenkt. Für die ursprünglichen Grauerlenauwälder fehlt somit die Dynamik der Flüsse. Heute tendieren unsere Auwälder mehr in Richtung Ahorn-Eschenwald bei seltener Überflutung bzw. in Richtung Buchenwald bei ausbleibender Überflutung.